Gasthaus Palmbaum

aus dem Vorwort zur Speisenkarte

anlässlich der Neueröffnung des Gasthauses im Jahr 2008

 

Lassen Sie sich einladen, mit uns auf eine kleine historische Entdeckungsreise zu gehen.

Der Ortsname Linz ist slawischen Ursprungs und kann mit „Mühlchen“ übersetzt werden.

Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörten zum Dorf zwei Wassermühlen, von denen eine, die Finkenmühle, bis heute existiert. Bäuerliche Anwesen, meist als Dreiseithöfe angelegt, prägen das Ortsbild, in dessen Mittelpunkt seit 1575 die kleine Dorfkirche steht.

Die landschaftlich reizvolle wald- und wasserreiche Umgebung des Dorfes lässt Spaziergänge und Wanderungen in jeder Jahreszeit zu einem Erlebnis werden. Eine Wanderung durch Wald und Flur entlang des „Graf-zu-Münster-Steiges“ ist in jedem Fall empfehlenswert. Der Ausgangspunkt ist an der großen Informationstafel auf dem Schlossplatz.

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes ist aus dem Jahre 1220 überliefert. In dieser Urkunde wird (Pfarrer) Heinricus de Lince als Zeuge in einer Zinsangelegenheit zwischen Lampertswalde und einigen Dörfern der Umgebung genannt. In Linz gab es zu dieser Zeit schon eine Kirche. Im Mittelalter führte südlich der Ortslage eine bedeutende Handelsstraße (Alte Salzstraße) vorbei. Die um 1200 angelegte Wasserburg mag unter anderem der Sicherung dieses Handelsweges gedient haben. Die Gegend war wettinisches Territorium, kurz vor der Grenze zu den Lausitzen. Das Dorf war markgräfliches Lehen mit Sattelhof und Vorwerk.

Die nachweisbare Geschichte des Gasthauses reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im „Linzer Gerichtshandelsbuch“, welches 1550 vom Pfarrer Lucas Nitsch angefangen und von seinen Amtsnachfolgern bis ins 17. Jahrhundert geführt wurde, findet sich die erste schriftliche Erwähnung. Dort heißt es: „1550 […] verkaufte Matts Edlich seinen Kretschmar (Schenke) […] um 24 Schocke mit aller Freiheit, wie es die Vorfahren gehabt, als Schlachten, Brauen, Schenken, Backen “ ; 1552 wird die Schenke erneut verkauft „ mit aller darauf haftender Freiheit als Schenken, Brauen, Backen, Schlachten, Salzmarkt halten […] wie es von Alters her gewesen “. In alter Zeit hatte der Kretschmar (Schenkwirt) neben den vom Landesherrn verliehenen Privilegien (Schlachten, Brauen, Schenken, Backen …) auch das Amt des Ortsrichters zu verwalten, welches untrennbar mit der Hofstelle verbunden war. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts befand sich der Gasthof in Privatbesitz, war auch oftmals verpachtet. Ernst Freiherr von Palm erwarb 1892 das Anwesen für das Linzer Rittergut und ließ es baulich umgestalten. Der von ihm verliehene Namen „Palmbaum“ nimmt Bezug auf sein Familienwappen, in dessen Mittelpunkt ein Palmbaum steht. Das rote Band mit den Initialen „J / I“ bezeichnet die Standeserhebung in den Reichsadels- und Reichsritterstand durch Kaiser Joseph I. am 13.2.1711. Die Erhebung in den Freiherrenstand erfolgte 1729.

Ernst Freiherr von Palm wurde 1826 in Lauterbach bei Radeburg geboren, wo Leopold Freiherr von Palm 1735 Schloss und Rittergut erworben hatte. Im Jahre 1856 kaufte er Rittergut Linz mit Vorwerk Ponickau von Ludwig von Erdmanndorff für 76.500 Taler, zuzüglich 8.500 Taler für das Inventar. In den nun folgenden Jahren begann eine rege Bautätigkeit. Neben dem Umbau von Schloss und Kirche, wurde ab 1876 der Wirtschaftshof des Rittergutes um die Hälfte vergrößert. In einem 1874 erworbenen Gebäude gegenüber der Kirche wurde 1875 ein Kindergarten eingerichtet. Der Name „Ernststift“ nimmt Bezug auf Ernst Freiherrn von Palm als dem Begründer der Stiftung. 1896 findet er auf dem von ihm angelegten herrschaftlichen Friedhof seine letzte Ruhestätte.

Bis heute erinnern die Lindenalleen oberhalb der Ortslage, wie auch der 1925 errichtete „Palmstein“ im Linzer Forst am Fuße des Galgenberges an den einstigen Besitzer.

 

Text und Bilder, Frank Schneider

 

Infotafel Inhalt

1550 erstmalige schriftliche Erwähnung eines Gasthauses im Linzer Gerichtshandelsbuch mit den Privilegien:
„Schlachten, Brauen, Schenken, Backen, Gastieren und Speißen“
Der Schenkwirt, in alter Zeit Kretschmer genannt, hat das Amt des Ortsrichters inne, welches untrennbar mit der Hofstelle verbunden ist.
1800 Johann Gottlieb Sommer lässt das heutige Gebäude errichten.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts ist die Schenke in Privatbesitz.
1892 Ernst Freiherr von Palm erwirbt den Gasthof für das Rittergut Linz und lässt ihn baulich umgestalten.
Der Bau des Tanzsaales fällt in diese Zeit.
Der von ihm verliehene Name „Palmbaum“ nimmt Bezug auf das palmsche Familienwappen.
1945 Im Zuge der Bodenreform enteignet, wird aus dem Grundstück eine Neubauernstelle.
Der Gasthof wird von den neuen Besitzern weitergeführt.
1962 Nach einem Umbau durch die Gemeinde Linz wird die Gaststätte wiedereröffnet und gehört nun zur Konsumgenossenschaft Großenhain.
1991 Die Insolvenz der Konsumgenossenschaft Großenhain führte zur Schließung des Gasthauses.
1999/2006 Umfangreiche Sanierung und Umgestaltung des Gebäudes durch den neuen Eigentümer.
2008 Neueröffnung unter dem traditionsreichen Namen
„Gasthaus Palmbaum“.

Idee und Gestaltung
Frank Schneider & Matthias Herzog

 

 

1800

1900

1910

1910

1925

1930er Jahre

Ernst Freiherr von Palm (1826 – 1896)

1966

1980

1976

Großenhainer Tageblatt Oktober 1902