Der Gräflich zu Münstersche Familienfriedhof in Linz

Das Areal wird östlich des Dorffriedhofs als herrschaftliches Familienbegräbnis durch Ernst Freiherr von Palm auf Linz angelegt und 1890 fertiggestellt. Als erster wird im gleichen Jahr sein Schwager Johann Georg Graf zu Münster beigesetzt, welcher als Königlich-Sächsischer Landstallmeister auf einer Dienstfahrt tödlich verunglückte. 1896 findet Ernst Freiherr von Palm hier seine letzte Ruhestätte. Im Jahr 1925 lässt Ernst-Georg Graf zu Münster-Linz die Anlage in östlicher Richtung erweitern. Dabei wird der große gemauerte Torbogen nach dem heutigen Standort versetzt. Das Grabkreuz gegenüber dem Torbogen, oberhalb in südlicher Richtung (Hermann Graf zu Münster- Langelage, 1779-1838) wird nach Auflösung der Grabstelle, vom Inneren Neustädter Friedhof in Dresden nach Linz verbracht und aufgestellt. Insgesamt werden 16 Personen bis 1945 hier bestattet. Davon drei Grafen zu Münster in Folge als Königlich-Sächsische Landstallmeister. (Johann Georg,1827-1890; Ernst, 1857-1938; Karl, 1860-1938). Seit der Enteignung 1945 im Zuge der Bodenreform, befindet er sich in kommunaler Trägerschaft der Gemeindeverwaltung. Die efeubewachsenen Grabhügel, der als Gruft angelegten Ruhestätten, waren ursprünglich alle mit einem gusseisernen Kreuz sowie einer Marmorplatte geschmückt. Über der Anlage erhebt sich ein großes Kruzifix, gegossen um 1895 in Lauchhammer. Nach der Restaurierung 1991 wird es um 180° gedreht wieder aufgestellt. Bis Ende der 1960er Jahre wird die Anlage gepflegt, dann aber nach und nach dem Verfall preisgegeben. Zahlreiche Ausstattungsstücke fallen dem Vandalismus zum Opfer. 1990 beginnen in Privatinitiative erste Arbeiten zu Sicherung und Wiederherstellung. 1999/2000 kann der einsturzgefährdete Torbogen im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme(ABM) restauriert werden. Zufällig wird zur gleichen Zeit ein Teil der verschollenen Grabplatten wieder aufgefunden und so die Wiederherstellung der Gesamtanlage in der ursprünglichen Form ermöglicht, die Ende 2000 ihren Abschluss fand. Die fehlenden Grabplatten können Dank der Finanzierung durch die Gräflich zu Münstersche Familie neu angefertigt werden. Als der Torbogen 2007 nach Beschädigung einstürzt, findet sich in einem der oberen Steine ein Zettel, der in einer Bierflasche (Brauerei Stelzner, Ponickau) gesteckt hatte. Der handschriftliche Inhalt besagt, dass „Dieser Thorweg“ am 9. Mai 1898 gebaut worden ist „durch die Maurer Wilhelm Heintz, Hermann Bärmann aus Burkersdorf bei Ortrand, Emil Tennert aus Zochau, Arbeiter Wilhelm Kirste aus Lindenau“. Beim Wiederaufbau im folgenden Jahr wird das Schriftstück zusammen mit zeitgenössischen Dokumenten in einer verschlossenen Kapsel in den Torbogen eingefügt. 2017 zerstört ein herabstürzender Ast das Bauwerk erneut. Da die meisten Steine nicht mehr zu verwenden sind, muss der Bogen komplett neu gefertigt werden. Als dieser am 25. Februar 2019, in Gegenwart der betagten Enkeltochter von Maurer Hermann Bärmann, auf die restaurierten Pfeiler aufgesetzt wird, findet auch die Kapsel, mit aktuellen Dokumenten ergänzt (u.a. einem Foto von Hermann Bärmann), wieder ihren Platz im Schlussstein. 2021 können, Dank der Finanzierung durch die Gräflich zu Münstersche Familie, die Grabplatten restauriert und mit einem Sockel versehen, sowie der Gedenkstein errichtet werden.

Idee und Gestaltung Frank Schneider & Matthias Herzog

Linz im November 2022

Herrschaftlicher Friedhof zu Linz um 1910

Foto: Gräflich zu Münstersches Familienarchiv